L 1: Ex 17,8-13; L2: 2 Tim 3,14-4,2; Ev: Lk 18,1-8 | Predigt, 20 Oktober 2019
1. Wir haben gerade drei Lesungen gehört. Wie geben drei Lesungen eine positive Perspektive auf unser Leben? Es fällt uns nicht schwer, unseren Blick auf Mose zu lenken, auf die Überzeugung, die er hatte. Wie kann es geschehen, dass Israel, als Mose seine Hände erhoben hatte, auf einmal die Macht erlangte, Amalek zu besiegen?
2. Glauben die Menschen heute noch wie Mose, dass man durch Zeichen und Symbole den Glauben an Gott zum Ausdrückt bringen kann? Vielleicht bietet die Geschichte von Mose und Israel, die Amalek besiegen konnten, eine Perspektive für unser Glaubensleben, vielleicht auch eine Perspektive für uns als Kirche. Oder auch eine Perspektive für den gegenwärtigen Zustand der Welt. Ich sehe, dass die erhobene Hand des Mose einerseits ein Symbol der menschlichen Schwäche ist, andererseits aber die Macht Gottes zum Ausdruck bringt.
3. In der Bibel ist die Hand Ausdruck von Macht, Gericht oder sogar Gottes Hilfe, besonders bei der Verwendung religiöser Ideen im alten Orient. Die Hand Gottes als Ausdruck der Macht Gottes kommt im Alten Testament mehr als 200 Mal vor. Der Prophet Jesaja erwähnt die Hand Gottes, die die Erde geformt und die Himmel ausgestreckt hat (Jes 45,11), (Jes48,13). Als Israel Ägypten verließ, führte Gott den Menschen von der Knechtschaft in die Freiheit. (Ex. 13,3) und andere Israeliten lobten die Taten, die durch die Hand Gottes getan wurden (Ps 89,11f). Und in der heutigen ersten Lesung hören wir, wie Israel durch die Hand des Mose im Kampf gegen Amalek triumphierte.
4. Wie hat Israel diese Macht erlangt, Amalek zu besiegen? Ist nicht der Sieg Israels geschehen, weil Mose seine Hand emporgehoben hat? Leider hat Mose uns nicht gesagt, was es bedeutet: wenn man beide Hände erhebt. Warum erhob Mose seine Hand? Die meisten Kriegsgefangenen erhoben beide Hände. Was bedeuten all diese Szenen? Mose tut dies mit dem grundlegenden Wissen, dass Israel ohne Hilfe aus den Händen Gottes keinen Sieg hätte erringen können. Mose tut dies mit der vollen Erkenntnis, dass Israel in der Tat schwach ist, wenn auch ohne die Macht Gottes. Doch offenbar steckt hinter der Schwäche ein Geheimnis. Hinter dieser Schwäche steckt die volle Stärke. Mose tut dies, um Israel zu zeigen, dass Gott der einzige ist, er ist ein wahrer Sieger gestern, heute und morgen. Mose tut dies, um Israel zu zeigen, dass die Hingabe an Gott die Hauptsache ist, nicht wegen der Schwäche, die Israel hat, sondern weil er daran glaubt, dass Gott auf der Seite der Schwachen ist.
5. Die Warnung des Paulus ist vielleicht sehr wichtig. Paulus sagt: Verkündigt das Wort Gottes, ob es nun zu einem guten Zeitpunkt ist oder nicht. Zeitberechnungen sind oft der Grund für viele Menschen, die Herzen zu Gott zu lenken. Was bedeutet das, wenn Paulus sagt: „Predige das Wort, halte dringend darauf in günstiger Zeit, in unruhvoller Zeit“ Ich glaube, dass Treue im Kontakt mit Gott für uns Menschen sehr wichtig ist. Es kann auch sein, dass die Sehnsucht nach Gottes Hilfe viel wichtiger ist, als die menschliche Macht an die erste Stelle zu setzen. Die erhobene Hand des Mose kann auch ein Zeichen für die Gegenwart Gottes bedeuten. Beachten Sie die Bewegung der Hand des Priesters, wenn er sagt: „Der Herr sei mit euch.“ Oder wenn er in der Präfation sagt: Erhebet die Herzen!
6. Jetzt kommen wir zum heut. Evangelium nach Lukas. Lukas geht es vor allem um den Zusammenhang von Gebet und Gerechtigkeit. Das Thema Gerechtigkeit ist ein altes Thema in der biblischen Tradition und zeigt eine lange Erfahrung in der Menschheitsgeschichte. Oder man erlebt, wie das auch heutzutage oft der Fall ist: Die Leute bekommen nicht das Recht, auf das sie ein Anrecht haben. Im Gleichnis Jesu sehen wir das gegenteilige Bild: Gott ist - im Gegensatz zum ungerechten Richter -, ein barmherziger Gott, er kann auf Verlangen kontaktiert werden, mehr als dieser schreckliche Richter, der kaum erreichbar war. Die Menschen, die damals Jesu Worte hörten, durften erfahren: Gott hört unsere Bitten, er antwortet auf unser Gebet.
7. Zum Schluss noch ein letzter Gedanke. Mose konnte den Sieg Israels herbeiführen, indem er sein Herz vollständig auf Jahwe richtete. Mose erhob seine Hand nicht nur als Ausdruck der Hingabe an Jahwe, die er Israel zeigte, sondern auch als eine Darstellung Gottes, der seine Auserwählten segnet. Und Mose tat es unter Einsatz all seiner Kräfte. Er überlebte, obwohl seine Hände müde waren. Stellen Sie sich vor, Mose wurde sogar von anderen geholfen, dasselbe zu tun. Ebenso kam die schwache und hilflose Witwe aus der Sache heraus, indem sie ständig um Verteidigung gegen ihre Übeltäter bat, ja diese beharrlich einforderte.
8. Sowohl Mose als auch die Witwe haben die gleiche Leidenschaft, ihr Bestes zu geben, um ihre Ziele schließlich doch zu erreichen. Mose lehrt uns die Kraft der beharrlichen Hingabe an Gott, die schließlich dazu führt, dass Gott helfen wird. Die Witwe lehrt uns, im Gebet nicht nachzulassen, sich voll und ganz für Gerechtigkeit einzusetzen, intensiv auf der Suche zu bleiben nach rechtschaffenen Werten.
Ino Sigaze,O.Carm