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19 Dec
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Ino Sigaze, O.Carm

Predigt am Sonntag den 15. März 2020 | Ex 17, 3-7; Röm 5, 1-2.5-8; Joh 4, 5-42

1. Es war das erste Mal, dass ich an einem Gottesdienst an der Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt teilnehmen konnte. Ich war plötzlich einfach sprachlos, als ich den Altar in der Kapelle sah. So einen Altar habe ich bisher nirgendwo gesehen. Warum ist der Altar so? Ich sah einen Altar aus einem Felsen gebaut, der sehr klar rissig ist. Es gibt zwei Risse, die man auf dem Altar sehen kann. Die Risse am Altar bleiben so. Sie sind offen für jeden, der sie sehen möchte. Während der Eucharistie beschäftigte ich mich mehrmals mit diesem zerrissenen Altar. Warum gibt es einen Riss am Altar. Aus der asiatischen Sicht war ich einfach erstaunt, dass sich die Studenten dort nie durch die Risse gestört fühlten. Ich kann nur sagen, dass es die Größe ihrer Denkweise ist. Sie können einen Riss auf dem Altar einfach annehmen. Es handelt sich hier offensichtlich um eine Realität, die nicht weiter hinterfragt oder worüber nicht weiter diskutiert werden muss. Für mich stellt sich aber die Frage: Was bedeutet ein Riss am Altar? Was ist eigentlich Heiligkeit? Es könnte sein, dass Heiligkeit für manche durchaus mit Rissen verbunden sein kann. Es ist möglich, dass Heiligkeit sich auch darauf bezieht, die Realität zu akzeptieren. Das ist wunderbar. Die Risse am Altar waren für mich ein lebendiges, interessantes und aussagekräftiges Bild, das gut mit den heutigen Lesungen in Verbindung gebracht werden kann. Es kann mich zu einer neuen Perspektive auf das Leben führen.

2. Sehen Sie nicht auch überall Risse um sie herum, vielleicht auch in Ihnen selbst? Mir fällt an dieser Stelle der jüdische Sänger Leonard Cohen ein. Von ihm stammt der Song „Anthem“. Darin heißt es: There is a crack in everything. That´s how the light gets in (Es geht ein Riss durch alle Dinge. So aber fällt ein Licht hinein). Gott ließ es seinem Volk Israel an Wasser fehlen. Wassermangel in der Wüste ist natürlich ganz normal, aber wie Israel der Realität gegenüber steht, bleibt so eine Frage. Sie glauben immer noch nicht an Gottes Hilfe, obwohl sie in der Vergangenheit l Gottes Hilfe immer wieder in ihrem Leben erfahren konnten. Sie verhalten sich nicht wie Gläubige. Viele Menschen erleben heute Dürre und auch in irgendeiner Weise einen spirituellen Durst. Sie sind nicht in der Lage, in irgendeiner Weise einen erfrischenden Gott wahrzunehmen, zu erfahren,. There is a crack. 

3. Es gibt einen Riss im menschlichen Leben heute. Probe und Streit. Der Name Massa und Meriba (Probe und Streit) sind nicht nur eine Erinnerung an Probe und Streit in der Wüste für das Volk Israel, sondern ein Symbol für das menschliche Leben überhaupt. Wo gibt es keine Probe und keinen Streit auf dieser Welt? Zu Hause gibt es auch Probe und Streit. In Bus und Bahn gibt es auch Probe und Streit. Es gibt auch Probe und Streit auf dem Fußballplatz. Auf der Straße gibt es auch Probe und Streit. An der Universität gibt es auch Probe und Streit. Im Kloster gibt es auch Probe und Streit. Es gibt auch Probe und Streit in der Kirche. Es gibt sogar Probe und Streit im Menschen selbst, in seinem Herzen und in seinen Gedanken. There is a crack in everything. Probe und Streit, die wirklich Risse im Leben sind, sie sind ein Durst, den das Volk Israel in der Wüste auf der einen Seite spürt, aber sie fragen auf der anderen Seite auch: Gibt es Gott in unserer Mitte? Gott überlässt es seinem Volk, nach dem Wasser in der Wüste zu dürsten, damit sie zu einer festen Haltung finden, mit der sie sich auf Gott einlassen können. 

4. Der zweite Riss ist eine rissige Beziehung. Diese fühlt sich an wie ein Blitz aus heiterem Himmel, der unser Leben packt. Überall sind nur Verbote und Warnungen zu hören. „Es kann keine Friedensgrüße mehr geben. Waschen Sie so oft wie möglich Ihre Hände. Tragen Sie immer Masken!“ Über den Sicherheitsgrund sind wir uns sicherlich schon eine Weile einig. Aber es fühlt sich an, als wäre unsere Beziehung wie ein Riss. Es kann auch wirklich rissig sein, wenn aus Angst und Hektik keine Zeit mehr für andere bleibt. Es kann sogar vorkommen, dass die Menschen auch keine Zeit mehr zum Beten haben. Und wenn das der Fall ist, ist unsere Beziehung zu Gott tatsächlich nur noch wie ein Riss. 

5. Die Geschichte des zerrissenen Altars oder auch der Hinweis auf Anthem müssen uns keine Angst machen, sondern wir versuchen, die Symbole in unserem Leben real zu reflektieren und in uns aufzunehmen. Der Riss ist nicht nur ein Zeichen dafür, Distanz einzuhalten, sondern auch ein Zeichen dafür, dass es Hoffnung gibt, dass sein Licht in die Welt des menschlichen Lebens hineinfallen kann. Ein Riss ist nicht nur ein Bild für eine unharmonische Beziehung, sondern eine Chance, Beziehungen neu aufzubauen. Ein Riss bedeutet nicht nur, dass es dort Probe und Streit gibt, sondern zeigt auch eine lebendige Dynamik, eine Sehnsucht nach einer Erneuerung des Lebens in vielerlei Hinsicht. Ein Riss bedeutet nicht nur eine Wunde, sondern eine Realität, die mich herausfordert, sie zu heilen. Ein Riss ist kein Zeichen einer Trennung aufgrund verschiedener Rassen und Religionen, sondern ein Zeichen dafür, dass wir die Möglichkeit haben, Liebe und Frieden unter uns und anderen Menschen zu verwirklichen. Somit ist ein Riss nicht nur eine Spaltung, die eingetreten ist, sondern ein Zeichen der Offenheit unseres Herzens gegenüber der Gnade Gottes. Der Friede Gottes kann von den Menschen durch die Hingabe Christi erfahren werden. Die Liebe Gottes wird durch den Heiligen Geist ständig in die Herzen der Menschen ausgegossen. Die unendliche Barmherzigkeit Gottes ist es, die den Menschen befähigt, weiterhin auf Gott zu hoffen, ihn anzubeten. Der Riss ist ein Eingang zur Gnade Gottes. 

6. Darüber hinaus hat Jesus im heutigen Evangelium das Konzept der Samariterin verändert. Sie befand sich gewissermaßen in einer rissigen Situation, und zwar in einer. Riss Beziehung durch die strikte Trennung zwischen den Juden und den Samaritern. Die Frau, die als unrein galt, nahm Jesus schließlich als ihren Erlöser an, und. Jesus gab ihr lebendiges Wasser. Das lebendige Wasser ist nichts anderes als der Geist Gottes selbst, der die Wahrheit bewässert und den Menschen zur Einheit mit Gott, der Quelle des Lebens, führt. Die Erfahrung Gottes braucht die Hilfe anderer, die bereit sind, diese weiterzugeben. Um zu dieser persönlichen Erfahrung zu kommen, müssen die Menschen Gott selbst begegnen.

7. Schließlich sollen wir glauben, dass Gott den Menschen dazu führt, eine feste Haltung zu haben, sich auf ihn zu verlassen. Gott weist den Weg in die Gnade Gottes. Denn Jesus Christus ist der friedliche Weg, der die Menschen mit Gott versöhnt hat. In ihm, mit ihm und durch ihn (Christus) werden wir einen Weg finden, Wir werden einen Treffpunkt finden, wo für viele Menschen eine Begegnung stattfinden kann, damit wir in eine neue Beziehung zu Gott hineinfinden. Einen Riss gibt es überall, aber es fällt auch überall ein Licht hinein. 

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